50G Schock muss er aushalten – Einblick in die eLION-Entwicklung
Shownotes
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Wenn Sie Fragen haben, dann wenden Sie sich gerne an: vertrieb@boschrexroth.de
Produziert von Bosch Rexroth AG, Vertrieb Europa Mitte Susanne Noll
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00:00:00: Hallo liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcastes "Industrie
00:00:08: Neu gedacht".
00:00:09: Mein Name ist Robert Weber und mir gegenüber sitzt Dr. Thomas Finken.
00:00:12: Hallo Thomas, willkommen im Podcast.
00:00:13: Hallo.
00:00:14: Wir wollen heute über Mechanik und elektromagnetische Konstruktion sprechen für eure Antriebslösungen.
00:00:20: Doch bevor wir das tun, stell ich doch ganz kurz den Zuhörerinnen und Zuhörer an vor.
00:00:25: Was machst du bei Bosch Rexroth und warum bist du heute im Podcast?
00:00:29: Ja, also wie gesagt, mein Name ist Thomas Finken.
00:00:32: Ich sitze seit zehn Jahren hier in Lohr beim Bosch Rexroth in der Entwicklung.
00:00:37: Zu meinem Hintergrund, ich habe Elektrotechnik studiert und auch dort promoviert und seitdem
00:00:42: im Bereich der elektrischen Maschinen tätig.
00:00:44: Kommst du aus der Industrieautomation oder wo kommt deine Vita her?
00:00:48: Ursprünglich habe ich hier angefangen in der Fabrikautomation Bosch Rexroths, also
00:00:53: Entwicklung elektrischer Maschinen für die Fabrikautomation.
00:00:56: Ich bin dann aber jetzt auch seit rund acht Jahren mit dem Thema Elektrifizierung von
00:01:02: mobilen Arbeitsmaschinen beschäftigt.
00:01:04: Das heißt, für die elektrische Maschine, genau für diesen Anwendungsfall.
00:01:07: Wir sprechen über die eLion-Kollegen.
00:01:09: Da bist du auch in dem Team.
00:01:10: Genau, das ist das eLion-Portfolio und ich verantworte dort die Entwicklung der elektrischen
00:01:16: Maschine.
00:01:17: Wir hatten ja schon eine Folge mit dem Peter Fischbach.
00:01:20: Der hat uns die Grundlagen der elektrischen Antriebslösung näher gebracht.
00:01:24: Wir schauen uns gerne noch mal zurück, wer die Folgen noch nicht gehört hat und dann
00:01:27: auch so ein bisschen auf Besonderheiten schon eingegangen, aber noch nicht wirklich ganz.
00:01:30: Wir versuchen heute ein bisschen einen Spagat, nämlich wir schauen uns die Besonderheiten
00:01:34: an in der Mechanik und wir schauen uns die Besonderheiten an in der elektromagnetischen
00:01:40: Auslegung.
00:01:41: Lass uns doch mal mit der Mechanik starten.
00:01:44: Wenn ich so eine elektrische Antriebslösung habe, dann hat der Peter gesagt, ja, die
00:01:48: sind gegen Staub, Temperatur, Vibrationen, Haken dran.
00:01:52: Was muss man im Vorfeld bei der Mechanik tun, bei der Konstruktion, bei der Entwicklung,
00:01:57: damit man diese ganzen Anforderungen auch erfüllt?
00:02:00: Ja, das fängt natürlich an mit der Spezifikation und dem Lastenheft.
00:02:04: Man muss erst genau wissen und verstehen, was man dort entwickeln muss.
00:02:08: Was sind die Umweltbedingungen?
00:02:09: Was sind die Anwendungsfälle, in denen dieser Motor die Maschine nachher zum Einsatz kommt?
00:02:16: Und für uns stand im Vordergrund, dass wir diese, genau diese Umweltbedingungen von
00:02:21: vornherein mit berücksichtigen, entsämtlichen Entwicklungsphasen, also Musterphasen, in
00:02:27: denen wir die Komponenten entwickeln.
00:02:29: Dass wir bereits von Anfang an die richtigen Materialien wählen, die richtige Konstruktion
00:02:34: wählen, damit auch all diese Umweltbedingungen erfüllt werden.
00:02:38: Was macht euch da meist zu schaffen?
00:02:39: Ist es Staub, Temperatur, Nässe, Belastung?
00:02:43: Das ist natürlich jetzt im Vergleich zur Fabrikautomation auch die Dichtheit des Motors.
00:02:48: Da muss ich vorstellen, Industriemotoren werden jetzt nicht in der Regel 30 Minuten
00:02:52: bei einem mit der Wassertiefe untergetaucht und müssen dort dicht halten.
00:02:56: Wir werden auch nicht mit Hochdruckreinigern beaufschlagt.
00:02:59: Zum Reinigen des Fahrzeugs, das ist ein Aspekt, aber das Wichtigste ist eigentlich so die Schock- und
00:03:03: Vibrationsbelastung, mit der wir zu kämpfen haben, die wir zu erwarten haben im Fahrzeug,
00:03:08: dass die Komponente Elektromotor, elektrische Maschine auch standhält über Lebensdauer.
00:03:14: Erklär mal, wie geht ihr da vor? Lass uns mal bei der Vibration und beim Schock bleiben.
00:03:18: Erklär uns mal bitte den Entwicklungsprozess.
00:03:20: Ja, also ganz wichtig ist, dass man das auch um jetzt den Entwicklungsaufwand so gering wie
00:03:27: möglich zu halten, auch von Anfang an mit berücksichtigt.
00:03:30: Das heißt, wir haben das von Anfang an simulativ berücksichtigt.
00:03:34: Digitaler Zwilling, oder?
00:03:35: Mit den ersten Entwürfen, die wir hatten, konstruktiv, mit den ersten Konzepten haben
00:03:40: wir bereits begonnen, das simulativ zu berücksichtigen in der Form, dass wir strukturmechanische
00:03:47: Simulationen durchführen für die Elemente, Modelle aufgestellt haben von der Konstruktion.
00:03:52: Und dann beispielsweise begonnen haben mit Resonanzuntersuchungen.
00:03:57: Das heißt, erst mal geschaut, wo liegen denn die eigenen Frequenzen, dieses Gehäuses oder
00:04:01: das ganzen Motors?
00:04:02: Und für diese eigene Frequenzen dann Anregungen, die Anregungen gefahren sind,
00:04:07: die Beschleunigungsanregungen, die wir auch spezifiziert haben.
00:04:11: Ganz wichtig, dass man das in den eigenen Frequenzen macht, dann schwingt das ganze System auf.
00:04:16: Und es kommt zu sehr hohen Überhöhungen.
00:04:19: Also wenn ich beispielsweise auf der A-Seite den Motor anflansche, auch Motorflansch genannt,
00:04:26: kann man sich vorstellen, dass das hinten dann auf der B-Seite schwingt.
00:04:29: Und das kann 10-fach, 20-fach überhöht sein.
00:04:32: Also wenn ich vorne mit einem G-Anregel, dann kann ich hinten auch schon mal 20 G haben.
00:04:37: Wenn ich vorne mit 10 G anrege, dann haben wir da auch bis zu 100 G gemessen.
00:04:42: Also nicht linear, aber das muss man ganz genau wissen.
00:04:44: Weil auf der B-Seite so wichtige Sachen wie HV-Verkabelung, also Hochvoltkabel, Signalstecker, etc.
00:04:52: verbaut sind, Resolver.
00:04:54: Aber das ist ja volles Neuland für euch gewesen, oder?
00:04:56: Das war in der Form volles Neuland und da haben wir auch sehr viel Lehrgeld bezahlt,
00:05:00: sehr viel Iterationsschleifen durchführen müssen.
00:05:04: Aber genau das hat uns dann auch diese simulative Begleitung von Anfang an sehr viel einfacher gemacht.
00:05:10: Und jetzt habt ihr ein Digital Twin von dem ganzen Produkt?
00:05:12: Jetzt haben wir ein Digital Twin, kann man so sagen.
00:05:16: Wir haben natürlich schon noch mehrere Iterationsschleifen gebraucht.
00:05:20: Also in unserem Fall jetzt Musterphasen, A-Muster, B-Muster, C-Muster.
00:05:24: Und da waren schon einige Verbesserungsschritte da notwendig.
00:05:28: Jetzt ist ja Simulation das eine und Real-World-Test das andere.
00:05:33: Die Industrie will ja immer Testless, also Testingless, immer weniger testen.
00:05:36: Am liebsten sozusagen in der Simulation schon 80, 95 Prozent einen Haken dran zu machen.
00:05:42: Wie seid ihr vorgegangen? Testless?
00:05:44: Oder wie ist der Approach mit einem ganz neuen Produkt?
00:05:47: Ja, also zuerst steht natürlich die Simulation.
00:05:50: Aber simulieren und berechnen kann man erstmal alles.
00:05:53: So lange man das Simulationsmodell nicht verifiziert hat,
00:05:57: das heißt so lange man nicht weiß, dass das, was man da berechnet, auch der Realität entspricht,
00:06:01: ist das erstmal relativ wertlos.
00:06:03: Das heißt am Ende jeder Musterphase stehen natürlich dann auch umfangreiche Tests.
00:06:09: Und gerade denn in diesen Komponenten wurde bei uns in jeder Musterphase
00:06:14: der jeweils längste Motor einer Baugröße.
00:06:17: Also wir haben verschiedene Baugrößen, Durchmesser.
00:06:19: Der größte Motor wurde dann als Worst Case auf einem Schock- und Vibrationsprüfstand,
00:06:24: also ein sogenannter Shaker ausgiebig getestet.
00:06:27: Bei euch hier in Lohr?
00:06:29: Bei uns nicht im Lohr, das muss man dazu sagen, es gibt nur wenige Prüflabore deutschlandweit
00:06:34: oder europaweit diese große Motoren aufnehmen können und in der Prüfschärfe,
00:06:38: wie wir unsere Motoren geprüft haben, auch in Gänze testen können.
00:06:42: Deswegen haben wir das größtenteils bei externen Prüflaboren gemacht.
00:06:46: Also eine extra Meile gehen bei der Zertifizierung?
00:06:49: Das ist jetzt keine extra Meile, das ist eigentlich eine notwendige Meile, die man gehen muss,
00:06:54: um halt wie gesagt die Simulation zu validieren.
00:06:57: Okay, die Simulation ist validiert, was passiert dann?
00:07:00: In der ersten Musterphase muss man natürlich mal mit Defekten rechnen, das läuft nicht alles rund,
00:07:05: das sind dann auch schon mal Schrauben gebrochen oder Lekagen aufgetreten
00:07:09: und dann geht es halt in die nächste Musterphase, wo man dann das, was man dort gelernt hat, mitnimmt
00:07:15: und in Verbesserungen einfließen lässt.
00:07:17: Was kommt dir in den Sinn, wenn du überlegst, was war damals, wenn du zurückblickst,
00:07:21: das haben wir geändert und das habe ich mega geärgert, dass wir da nochmal ran mussten.
00:07:24: Das große Lessons learned war, wie ich eben schon angesprochen hatte, die Resonanzen im Motor.
00:07:30: Das hatten wir am ganz am Anfang sehr vernachlässigt oder was ja nicht vernachlässigt,
00:07:35: aber nicht damit gerechnet, dass das solche Schäden im Motor verursachen kann.
00:07:40: Jetzt muss man sagen, wir testen in dieser Prüfspur mit Sinus-Anregungen,
00:07:45: das kennt man so normalerweise im Fahrzeug nicht, dann testet man Rauschprofil.
00:07:50: Warum macht ihr das Sinus?
00:07:51: Ganz einfach, weil wir in letzter Konsequenz auf Heavy Duty auslegen
00:07:56: und dann natürlich auch auf sämtliche Anregungen gefasst sein müssen.
00:08:01: Sinus testet man in der Regel dann, wenn es zu Sinus-Anregungen kommt,
00:08:05: beispielsweise durch Anbau von Getrieben oder Pumpen, immer dann habe ich Sinus-Anregungen
00:08:11: und wir wollten eigentlich sämtlichen Anregungen gewappnet sein
00:08:15: und haben deswegen auch von Anfang an den Sinus als Anregung spezifiziert.
00:08:19: Okay, das eine Thema war Resonanz, wo du gedacht hast, auch nee, das hätten wir uns sparen können.
00:08:24: Was hast du noch eins, wo du sagst, da muss mir nochmal eine Schleife gehen?
00:08:27: Sparen wollten wir uns das nie, aber dass wir von Anfang an so auf die Resonanz achten,
00:08:34: weil wir hatten dort extreme Ausfälle am Motor, die wir dann nachbessern mussten,
00:08:39: hätten wir da von Anfang an, das heißt in der ersten Musterphase schon in letzter Konsequenz so drauf geachtet,
00:08:45: dann wäre uns dann einiges an Mehrarbeit oder Iterationsschleifen erspart geblieben.
00:08:50: Ist es was, was du jetzt beschreibst, diesen Prozess,
00:08:53: Ist es ein Standardindustrie-Prozess oder seid ihr da eine extra Meile gegangen?
00:08:58: Eine löst ihr ein besonderes Kundenproblem im Vergleich auch zu Wettbewerbsanwendungen?
00:09:04: Also die extra Meile sind wir natürlich gegangen in Bezug auf die Fabrikautomation
00:09:11: und der Standardmotor für die Industrie wird nicht in diesem Umfang entwickelt.
00:09:17: Da macht man das Gehäuse so, wie man das gewohnt ist seit Jahrzehnten,
00:09:22: aber nicht mit diesem Aufwand, wie wir hier gegangen sind.
00:09:25: Das ist ja eine Kundenausforderung, die aus dem Markt kam, oder?
00:09:28: Die auch der Wettbewerb erfüllt, oder seid ihr jetzt den Wettbewerb zwei Schritte voraus?
00:09:33: Dass wir ein solches robustes Gehäuse haben, da sind wir den Wettbewerber voraus.
00:09:39: Wir haben wirklich die Höhekurve um sämtliche Anforderungen gelegt
00:09:44: und dann genau für diese Anforderungen, die sich dann daraus ergeben, das Gehäuse entwickelt.
00:09:50: Gibt es eine Idee bei euch, ein Baukasten-Prinzip zu machen,
00:09:54: dass man sagt, okay, im Hafen das, im Bergwerk das und auf der Straße das?
00:09:59: Ja, das ist genau das, was wir verfolgen.
00:10:01: Wir versuchen dort in einem Baukasten zu denken.
00:10:04: Das heißt, wir haben zum einen Gehäuse-Varianten, das heißt die Heavy-Duty-Gehäuse-Variante.
00:10:10: Heavy-Duty ist Bergwerk, oder?
00:10:12: Heavy-Duty ist beispielsweise ein Kettenbagger im Steinbruch, der meistelt.
00:10:17: Und auf der anderen Seite dann eine Gehäuse-Variante Standard-Duty, die beispielsweise auf Gummibereifung
00:10:25: durch die Gegend fährt, eine Applikation.
00:10:27: Das ist ein Gehäuse, in der wir dann mit weniger Schock- und Vibrationsbelastungen ins Rennen
00:10:33: gehen, das heißt weniger spezifizieren und auch die Temperaturbereiche einschränken.
00:10:38: Das heißt, wir haben einen Gehäuseansatz, verschiedene Gehäuseoptionen und das Innenleben,
00:10:44: die Aktivteile, die elektromagnetische, die...
00:10:47: Da gehen wir später nochmal auf rein.
00:10:48: Ja, leistungsbeschreibend sind, dann auch verschiedene Möglichkeiten haben.
00:10:52: Machen wir mal hinter den Mechaniken einen Haken und gehen aufs Innenleben.
00:10:56: Da habt ihr auch im Bereich Dimensionen was verändert.
00:11:02: Erklär mal ein bisschen, was da so besonders dran war.
00:11:04: Das Besondere an elektrischen Maschinen für die mobile Arbeitswelt ist, dass man sich
00:11:11: erst mal genau überlegen muss, wofür ich das Ganze mache.
00:11:14: Für möglichst viele Anwendungen.
00:11:16: Für möglichst viele Anwendungen!
00:11:18: Genau, und das war auch unser erster Schritt.
00:11:19: Wir wollten einen Motor haben, der sich für möglichst viele Anwendungen eignet und dann
00:11:25: eben auch für den Fahrantrieb.
00:11:27: Und bei Fahrantrieben war es uns ganz wichtig, wenn man sich vorstellt, ich habe ein tonnenschweres
00:11:33: Fahrzeug, das muss beschleunigen, das muss voll beladen beschleunigen und unter Umständen
00:11:40: auch auf einer Steigung.
00:11:41: Aus Nulldrehzahl heraus brauche ich dann erst mal viel Drehmoment.
00:11:45: Du kannst auch überlastet kurz gehen, oder?
00:11:47: Und in die Überlast gehen, genau, je nachdem in welcher Steigung ich jetzt auch dauerhaft
00:11:53: fahren möchte.
00:11:54: Bedingt, dass das jetzt ein kurzfristiger Beschleunigungsvorgang oder etwas, was ich dauerhaft
00:11:58: brauche.
00:11:59: Also wenn ich jetzt eine Anwendung habe, die nur hin und wieder mal fährt, dann ist das
00:12:04: etwas anderes.
00:12:05: Als hätte ich jetzt eine Umschlagsmaschine, die den ganzen Tag 90 Prozent der Arbeitstätigkeit
00:12:10: über einen Firmengelände, Rolls, Umschlagsplatz, was auch immer fährt.
00:12:14: Dann brauche ich also mehr Dauermeisterung.
00:12:16: Das heißt, ich brauche erst mal das Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen.
00:12:20: Auf der anderen Seite möchten die Fahrzeuge natürlich auch so schnell wie möglich fahren.
00:12:24: Man kennt das immer als Pkw-Fahrer auf der Landstraße, wenn da vorher ein Radlader fährt
00:12:28: oder ein Bagger- und Baufahrzeug sind die meistens immer zu langsam.
00:12:32: Das heißt, das kann dann nicht schnell genug gehen.
00:12:35: Was will ich damit sagen?
00:12:36: Man braucht zum einen Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen, aber auch eine hohe Drehzahl.
00:12:41: Und bei dieser hohen Drehzahl auch möglichst viel Leistung noch.
00:12:45: Und das war auch bei uns dann ein Designkriterium, das wir gesagt haben, diese Spreizung aus
00:12:52: Bemessungsdrehzahl, also die Drehzahl, bis zu der das Drehmoment des Motors konstant ist,
00:12:56: bis zu dieser maximalen Drehzahl, bei der der Motor noch mindestens 80 Prozent der Bemessungsleistung abgeht,
00:13:03: dass diese Spreizung möglichst groß ist.
00:13:05: Und unsere Motoren, so wie wir sie jetzt haben in der ersten Generation, haben eine Spreizung
00:13:10: von 1 zu 4 beispielsweise und eignen sich damit dann sehr gut für Fahrantriebe.
00:13:15: Wie habt ihr das geschafft?
00:13:16: Wie haben wir das geschafft?
00:13:18: Das ist in der elektromagnetischen Auslegung immer ein Kompromiss.
00:13:21: Jetzt muss man sich vorstellen, wenn ich ein hohes Drehmoment erzeugen möchte, in einem
00:13:28: bestimmten Volumen, habe ich zwei Möglichkeiten zur Verfügung.
00:13:31: Einer ist, den magnetischen Fluss zu vergrößern oder den Strom.
00:13:37: Das Drehmoment ist proportional zu Fluss und Strom.
00:13:40: Der Strom ist oft limitiert durch Batterie oder durch Inverter, also durch das System.
00:13:46: Das heißt, ich kann jetzt den magnetischen Fluss noch erhöhen.
00:13:48: Das kann ich beispielsweise durch mehr Magnetmaterial im Rotor des Motors bewerkstelligen.
00:13:54: Aber genau das ist kontraproduktiv für den großen Drehzahlbereich, weil wenn ein Rotor
00:14:01: dreht, wie so Alchemie, ja, du musst...
00:14:03: Es gibt viele Stellschrauben.
00:14:05: Ja, genau.
00:14:06: Denn wenn sich ein Rotor dreht, induziert er eine Spannung.
00:14:09: Und diese Spannung ist proportional zur Drehzahl und genau dem magnetischen Fluss.
00:14:15: Und irgendwann erreiche ich die Spannungsgrenze bedingt durch das System wieder.
00:14:20: Aber es gibt doch einen Optimum, oder?
00:14:22: In dem Fall gibt es einfach nur eine Spannungsgrenze.
00:14:24: So, und wenn ich jetzt die Drehzahl weiter erhöhen möchte von dem Motor, kann ich das
00:14:29: nicht ohne die Spannung konstant zu lassen.
00:14:31: Und die Spannung konstant lassen, die Spannung ist proportional zur Drehzahl.
00:14:35: Die Drehzahl möchte ich erhöhen und den Fluss.
00:14:37: Das heißt, ich muss irgendwie den Fluss reduzieren.
00:14:41: Und das mache ich durch die sogenannte Feldschwächung.
00:14:44: Das heißt, ich kann einen Strom in die Maschine einprägen.
00:14:47: Der Strom erzeugt wiederum ein magnetisches Feld, das das Rotorfeld, also das Feld
00:14:53: der Magneten schwächt.
00:14:55: Damit gelingt es mir, dass ich die induzierte Spannung, die Klemmenspannung konstant lasse.
00:14:59: Und das ist der sogenannte Feldschwächbereich.
00:15:01: Und wie kommst du dahin?
00:15:03: Ist das ein Trial and Error?
00:15:04: Oder?
00:15:05: Das ist ein Optimierungsprozess, den wir mit dem Bereich der Entwicklung damit mehr
00:15:09: Zieloptimierungen angehen.
00:15:11: Aber wichtig ist halt auch zu verstehen, ich habe einen bestränkten Strom.
00:15:15: Und je mehr magnetischen Fluss ich in der Maschine habe, desto mehr Strom muss ich
00:15:21: einprägen, um dieses Feld zu schwächen.
00:15:23: Je mehr Strom ich einpräge, um das Feld zu schwächen, desto weniger Strom habe ich
00:15:28: zur Verfügung, um das Drehmoment zu erzeugen.
00:15:30: Das heißt, bei Motoren, wo ich viel Magnetmaterial verbaut habe, um ein hohes Drehmoment zu erreichen,
00:15:38: hoher Drehmomentdichten, habe ich nur sehr kleine Drehzahlbereiche, die möglich sind.
00:15:44: Und das ist halt eine Kompromisslösung zwischen hohem Drehmoment, im Grunddrehzahlbereich und
00:15:49: der hohen Drehzahl, die ich erreichen möchte.
00:15:52: Und wie zufrieden bist du mit eurer Spreizung?
00:15:53: Für Fahrantriebe ist das super, was wir natürlich jetzt mehr und mehr erleben, dass es auch spezielle
00:16:01: Fälle gibt, wo jetzt dieser Motor, der alles abdeckt, nicht der optimale ist.
00:16:08: Das heißt, gerade dann, wenn ich Pumpen beispielsweise antreiben möchte, die es ja nach wie vor noch
00:16:13: gibt in elektrifizierten Baumaschine, für die Arbeitshydraulik, muss ich auch Pumpen antreiben.
00:16:19: Die Pumpen haben aber nur Drehzahlen bis 3000 Umdrehungen pro Minute in etwa.
00:16:25: Das heißt, ich brauche gar nicht diesen großen Drehzahlbereich.
00:16:29: Und dann ist es wirklich vorteilhaft, wenn ich einen Motor habe, der rein für Drehmomentdichten
00:16:36: ausgelegt ist.
00:16:37: Das heißt, nur bis kleine Drehzahlen, dafür hohes Drehmoment.
00:16:41: Und das ist jetzt die nächste Generation, an der wir arbeiten.
00:16:44: Das ihr individualisiert?
00:16:45: Genau, speziell für Pumpenantriebe, nicht als Generation in dem Sinne, dass sie die erste
00:16:51: Generation ablöst, sondern als Erweiterung des Portfolios.
00:16:54: War das der Plan immer oder ist das ein, was ihr gelernt habt über den Entwicklungsprozess?
00:16:58: Das ist etwas, was wir jetzt gelernt haben.
00:17:01: Durch Kundenfeedback oder durch Beobachtung des Marktes?
00:17:03: Sowohl als auch.
00:17:04: Was habt ihr noch im Inneren verändert?
00:17:07: Stichwort Export.
00:17:08: Stichwort Export.
00:17:10: Ganz wichtig war für uns am Anfang, dass wir keine Inverter brauchen, die in die Dual
00:17:16: Use Problematik fallen.
00:17:18: Das heißt, Inverter, die jetzt Frequenzen stellen müssen, über 600 Hertz.
00:17:25: Für die braucht man eine Ausfuhrgenehmigung, die sind ausfuhrgenehmigungsspflichtig.
00:17:30: Und das kann gerade im Servicefall sehr viel Aufwand bedeuten für den Kunden.
00:17:35: Und deswegen haben wir gesagt, wir wollen bei unserer Auslegung darauf achten, dass die
00:17:39: Inverter, die notwendig sind, um unsere Motoren zu betreiben, eben nicht diese 600 Hertz Grenze
00:17:46: reißen.
00:17:47: Und das ist eine Sache, die Frequenz, die man benötigt, ist proportional zur Drehzahl
00:17:51: und der Polpaarzahl.
00:17:52: Das heißt, die Anzahl der Pole, die ich in dem Rotor verbauere, des Motors, da wird
00:17:58: die Drehzahl auch bis 10.000, 12.000 Umdrehungen pro Minute erreichen wollten.
00:18:05: War das natürlich dann ein ausschlaggebendes Kriterium, um die Polpaarzahl bei uns etwas
00:18:11: kleiner zu halten, zu reduzieren und nicht so groß zu machen.
00:18:15: Was passiert denn auf der anderen Seite, wenn ich die reduziere?
00:18:18: Wenn ich sie reduziere, bzw. das zahlt auch wieder in das Thema Leistungsdichte ein.
00:18:25: Also je höher die Polpaarzahl ist, auch da gibt es ein Optimum.
00:18:28: Aber wenn ich in letzter Konsequenz Richtung Leistungsdichte optimiert hätte, würde ich
00:18:34: die Polpaarzahl höher wählen, als es jetzt möglich gewesen wäre durch die 600 Hertz
00:18:40: Grenze.
00:18:41: Also auch wieder rechtliche Vorschrift, aber muss ich mich dran halten.
00:18:44: Genau.
00:18:45: Was liegt noch auf deinem Schreibtisch jetzt für die nächsten Monate?
00:18:48: Also das ist ein Thema, dass wir, wir haben vier Achshöhen, vier Durchmesser, dass wir
00:18:54: mit und mit für diese dann auch Pumpenvarianten entwickeln, das heißt für niedrige Drehzahlen.
00:19:01: Aber auch wieder Kompromisslösungen zwischen der Fahrantriebsvariante mit der großen
00:19:07: Spreizung und der Pumpenvariante auf der anderen Seite.
00:19:11: Also dort auch noch mal irgendwas noch in der Mitte.
00:19:15: Okay.
00:19:16: Wo wir dann, ich sage mal, auf die abgegebene Leistung im mittleren Drehzahlbereich schielen.
00:19:20: Also nicht die Pumpe war niedriger in Drehzahl.
00:19:22: Aber ursprünglich war der Plan doch mal ein skalierbares, ein Produkt zu haben und nicht
00:19:26: wieder zu versuchen, jeden Spezialusecase zu erschlagen.
00:19:30: Genau.
00:19:31: Aber es gibt nun mal auch Kunden, die mit ihrer Anwendung genau zwischen diesen beiden
00:19:37: Stühlen sind, aber dennoch hohe Stückzahlen benötigen beispielsweise.
00:19:41: Dann kann man schon mal daran denken, ob man genau diesen Anwendungsfall nicht auch abdecken
00:19:46: möchte.
00:19:47: Dass das eine nach wie vor verfolgen wir aber auch mit diesen Sachen das Baukastenprinzip.
00:19:52: Das heißt sämtliche Aktivteile, sämtliche Innenleben, die wir dort entwickeln, lassen
00:19:57: sich in das Gehäuse beispielsweise setzen, dass wir heute entwickelt haben.
00:20:01: Das heißt der Kunde beschreibt sein Usecase und dann schaut ihr Gehäuse 1, 2, 3.
00:20:08: Da geht es rein.
00:20:09: Du hast die Vibration, du hast den Schock, du hast diese Temperatur, du hast diese chemischen
00:20:14: Stoffe, Belastung etc.
00:20:15: Dann kann er im Prinzip wählen und klickt sich seinen Motor zusammen.
00:20:19: Genau.
00:20:20: Thomas, vielen herzlichen Dank für deinen Einblick.
00:20:21: Ist sehr, sehr interessant.
00:20:22: Bitte schön.
00:20:23: Dankeschön, dass ich hier sein darf.
00:20:24: Danke.
00:20:25: Danke.
00:20:27: Danke.
00:20:28: Danke.
00:20:29: Danke.
00:20:30: Danke.
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